Berlin / Herne. [stbs] Die Fluchtweglenkung ist ein wesentlicher Bestandteil des Gebäudeschutzes und der Personensicherheit. Moderne Systeme wie die dynamische Fluchtweglenkung, die mit einer Gefahrenmeldeanlage (z. B. Brandmeldezentrale) verknüpft sind, tragen entscheidend dazu bei, Personen im Gefahrenfall sicher aus einem Gebäude zu leiten. Ziel ist es, Panik und Staus zu vermeiden und so die Selbstrettung zu optimieren. Dabei wird zunehmend die Erkenntnis betont, dass der kürzeste Fluchtweg nicht zwangsläufig der sicherste ist.

Symbolbild; Dynamische Fluchtwegbeschilderung

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FLUCHTWEGLENKUNG: EINTEILUNG IN VIER KATEGORIEN

Derzeit unterscheidet man vier grundlegende Kategorien der Fluchtweglenkung, die sich hinsichtlich ihrer Komplexität und Anpassungsfähigkeit an Gefahrenlagen unterscheiden. Während einfache Systeme auf statischen Prinzipien beruhen, entwickeln sich dynamische und adaptive Systeme zunehmend als Standard für hochfrequentierte und komplexe Gebäude.

1. Statische Fluchtweglenkung

Die statische Fluchtweglenkung stellt die einfachste Form dar. Sie ist ausreichend für kleinere Arbeitsstätten unter 30 m², die ohne natürliche Belichtung auskommen. Diese Systeme verwenden dauerhaft beleuchtete oder fixierte Rettungswegzeichen, die unabhängig von der Gefahrenlage immer gleich bleiben. Dadurch sind sie zwar kostengünstig, jedoch nicht in der Lage, auf wechselnde Gefahrenlagen zu reagieren.

2. Aktive Fluchtweglenkung

Die aktive Fluchtweglenkung erweitert die statischen Systeme durch zusätzliche Signalgeber, die im Gefahrenfall aktiviert werden. Rettungszeichenleuchten oder gespeicherte Durchsagen über Sprachalarmierungsanlagen weisen den Weg. Diese Systeme sind in Abhängigkeit von den Geltungsbereichen eines Gebäudes als Grundausstattung verpflichtend vorgeschrieben. Eine dynamische Anpassung an die Gefahrenlage erfolgt hierbei jedoch nicht.

3. Dynamische Fluchtweglenkung

Die dynamische Fluchtweglenkung bietet eine einmalige Anpassung an die Gefahrenlage. Rettungszeichenleuchten können sich abhängig von der Gefahrensituation initial anpassen und weisen Personen den sichersten Weg ins Freie oder in sichere Bereiche. Diese Anpassung erfolgt jedoch nur einmalig, wodurch sichergestellt wird, dass Flüchtende nicht in Gefahr geraten.

4. Adaptive Fluchtweglenkung

Die adaptive Fluchtweglenkung stellt die fortschrittlichste Form der Fluchtwegsicherung dar. Durch eine kontinuierliche Überwachung der Fluchtwege und die automatische Anpassung an sich verändernde Gefahrenlagen ermöglicht sie eine dynamische, permanente Richtungsweisung. Diese Systeme kombinieren optische und akustische Signale und gewährleisten so einen erheblichen Zeit- und Sicherheitsgewinn. Zusätzlich bleibt eine manuelle Steuerung durch Rettungskräfte möglich, um situative Besonderheiten zu berücksichtigen.

RECHTLICHE UND TECHNISCHE RAHMENBEDINGUNGEN

Die Implementierung der Fluchtweglenkungssysteme richtet sich nach spezifischen gesetzlichen Anforderungen und technischen Normen, darunter die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV), die DIN EN 1838 für Sicherheitsbeleuchtung sowie die DIN EN 50172 für Notbeleuchtungssysteme. Die Notwendigkeit und Art der Fluchtweglenkung hängt von der Nutzung und Größe des Gebäudes sowie der erwarteten Personenanzahl ab.

Für hochfrequentierte Gebäude, wie Einkaufszentren, Flughäfen oder Bahnhöfe, empfiehlt sich der Einsatz adaptiver Systeme, um die Fluchtwege in Echtzeit an die Gefahrenlage anzupassen. Dies reduziert das Risiko von Fehlleitungen und verbessert die Effizienz der Evakuierung.

ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN: DER WEG ZUR ADAPTIVEN FLUCHTWEGLENKUNG

Mit Blick auf die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung in der Gebäudetechnik wird erwartet, dass die adaptive Fluchtweglenkung künftig zum Standard avanciert. Insbesondere durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz und IoT-Technologien könnten solche Systeme in der Lage sein, Gefahrenlagen noch präziser zu analysieren und Fluchtwege in Echtzeit zu optimieren.

Neben der technologischen Entwicklung ist jedoch auch die Schulung von Gebäudenutzern und Rettungskräften ein entscheidender Faktor für den erfolgreichen Einsatz der Fluchtweglenkung.

Die Fluchtweglenkung ist ein unverzichtbares Element des modernen Gebäudeschutzes. Während statische und aktive Systeme in bestimmten Anwendungen ausreichen, sind dynamische und adaptive Systeme in hochfrequentierten und komplexen Gebäuden essenziell, um Personen optimal zu schützen. Die zukünftige Entwicklung in Richtung adaptiver Systeme verspricht eine signifikante Verbesserung der Sicherheitsstandards und könnte die Grundlage für eine umfassende, intelligente Evakuierungsstrategie schaffen.

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